Romeo und Julia by William Shakespeare

Romeo und Julia by William Shakespeare

Autor:William Shakespeare [Shakespeare, William]
Die sprache: deu
Format: epub


FÜNFTE SZENE

Verwandelt sich in das Kloster. Bruder Lorenz und Romeo treten auf.

BRUDER LORENZ Romeo, komm hervor, hervor du furchtsamer Mann; der Kummer ist in deine Schönheit verliebt, und du bist mit der Widerwärtigkeit verheiratet.

ROMEO Was bringt ihr mir neues, mein Vater? Was ist des Prinzen Urteil? Was für ein noch unbekanntes Elend will Bekanntschaft mit mir machen?

LORENZ Nur allzu vertraut ist mein teurer Sohn mit so beschwerlicher Gesellschaft. Ich bringe dir Nachricht von des Prinzen Urteil.

ROMEO Was weniger kann mein Urteil sein als der Tod?

LORENZ Ein milderer Spruch erging von seinen Lippen - - Nicht dein Tod, nur deine Verbannung.

ROMEO Ha! Verbannung! Sei mitleidiger, sage, Tod; denn Verbannung hat weit mehr schreckliches in ihren Blicken als der Tod selbst. Sage nicht, Verbannung.

LORENZ Hier aus Verona bist du verbannt; sei geduldig, die Welt ist weit und breit.

ROMEO Außer Verona's Mauern ist keine Welt, sondern nichts als Fegefeuer, Abgrund und Hölle. Von hier verbannt ist aus der ganzen Welt verbannt, und aus der Welt verbannt sein, ist Tod. Dieses verbannt ist nur ein unrecht benenntet Tod; wenn du den Tod Verbannung nennst, so ist das nichts bessers als ob du mir den Kopf mit einem goldnen Beil abhautest und zu dem Streich lächeltest, womit du mir das Leben nimmst.

LORENZ 0 Todsünde! 0 rohe Undankbarkeit! Auf dein Vergehen setzt unser Gesetz den Tod; der gütige Fürst tritt dazwischen, stößt das Gesetz auf die Seite, und verwandelt das schwarze Wort Tod in Verbannung; welch eine Gnade, und du siehst sie nicht?

ROMEO Marter ist's, nicht Gnade! Der Himmel ist da, wo Juliette lebt; jede Katze, jeder Hund, jede kleine Maus, jedes unwürdige Ding lebt hier im Himmel, und kann sie ansehen, nur Romeo nicht. Armselige Schmeißfliegen haben mehr Recht, sind achtbarer, edler, glücklicher als Romeo; sie können sich auf die weiße Hand meiner teuren Juliette setzen, und unsterbliche Wonne von ihren Lippen stehlen - - Fliegen können das tun, indes dass ich von ihr fliehen muss; und sagst du noch, dass Verbannung nicht Tod ist? - - Sie können's, nur Romeo kann nicht, denn er ist verbannt - -

Hast du keinen Gift-Trank, keinen Dolch, kein plötzliches Todes-Werkzeug, (so elend es sein mag, kann es doch nicht so elend sein als verbannt) mir das Leben zu nehmen? Ha!

Verbannt! O Vater, die Verdammten in der Hölle brauchen dieses Wort, und Heulen folgt darauf - - Wie kannst du so unbarmherzig sein, du ein Mann Gottes, ein geistlicher Vater, ein Beichtiger, und mein erklärter Freund, mich mit diesem verfluchten Wort, zu zerschmettern?

LORENZ Wahnwitziger, liebeskranker Thor, höre mich reden - -

ROMEO 0 du willst wieder von Verbannung anfangen - -

LORENZ Ich will dir Waffen geben, wodurch du dieses Wort von dir abhalten kannst; die süße Milch der Widerwärtigkeit - - Philosophie, die dich beruhigen wird, ob du gleich verbannt bist.

ROMEO Immer noch verbannt? An den Galgen mit Philosophie; wenn Philosophie nicht eine Juliette machen, eine Stadt versetzen, die Urteile eines Prinzen aufheben kann, so hilft sie nicht, so nützt sie nichts, sagt mir nichts mehr davon - -

LORENZ Nun dann, tolle Leute haben keine Ohren, wie ich sehe.



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